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Wir alle kennen einen oder mehrere – oft auch – alte Menschen, denen die Ordnung nicht gerade in die Wiege gelegt wurde. Manche sammeln auch einfach gerne und vermitteln damit den Eindruck, etwas chaotisch und unordentlich zu sein.
Und dann gibt es da noch die wirklich kranken Menschen, denen ihr Besitz irgendwann über den Kopf wächst und die mit ihrem Leben einfach nicht mehr klarkommen. Diese Menschen nennt man Messies. Doch wo verläuft die Grenze zwischen einfacher Unordnung und dem Messie-Syndrom? Das fragen sich nicht nur Betroffene selbst, sondern auch Freunde und Angehörige. Unser Ratgeber gibt Tipps, wie Sie einem derart betroffenen Menschen helfen.
Was ist das Messie-Syndrom?
Wenn vom Messie Syndrom die Rede ist, handelt es sich genau genommen um eine psychische Wertbeimessungsstörung. Messies können einzelnen Gegenständen keinen Wert und damit keine Relevanz zuordnen. Die Zweckdienlichkeit einer Sache wird von ihnen nicht wahrgenommen.
Weil dieses Gespür fehlt, findet bei Personen mit Messie-Syndrom eine Anhäufung von unwichtigen Dingen statt. Die Wortschöpfung „Messie“ nahm eine amerikanische Betroffene vor. Sie selbst litt am Messie Syndrom und hatte demzufolge keinen Bezug zu der tatsächlichen Notwendigkeit von Gegenständen. Die erste Selbsthilfegruppe für Messies wurde von ihr gegründet.
Wann spricht man von einem Messie?
Der Begriff Messie bezieht sich auf das englische Wort „mess“ für Unordnung. Da sich Messies von nichts trennen können, ist die Wohnung irgendwann komplett vollgestopft. Eine Person mit Messie Syndrom hat die Überzeugung, dass alles irgendwann noch gebraucht werden kann, deshalb wird aufgehoben statt aussortiert.
Das Horten kann sich auf Lebensmittel, Zeitschriften, Bücher, Dekorationselemente, Kleidungsstücke, Ersatzteile oder andere Dinge beziehen. Bietet sich eine Gelegenheit der Beschaffung, wird sofort zugegriffen. Manchmal kommen mehrere Arten von Gegenständen zum Zuge, und in schlimmen Fällen kann nach Meinung eines Messies alles benötigt werden. Dass für Neues erst Platz geschaffen werden muss, indem Altes entsorgt wird, kommt Menschen mit Messie Syndrom nicht in den Sinn.
Wie erkenne ich einen Messie?
Das Messie Syndrom stellt eine psychisch-emotionale Beeinträchtigung dar. Der Alltag gleicht einer permanenten Überforderung. Auch wenn den Betroffenen das selbst verursachte Chaos Angst einjagt, sind sie nicht in der Lage, dagegen anzugehen. Sie fühlen sich der eigenen Unordnung schlichtweg hilflos ausgeliefert.
Ein im Inneren tobendes Chaos überträgt sich bei Messies nach außen. Sie fühlen sich zerrissen und es mangelt ihnen an Entscheidungskraft. Das Umfeld soll vom heimischen Chaos nichts mitbekommen, weshalb sich gerade alte Menschen mit Messie-Syndrom oft immer mehr zurückziehen und über kurz oder lang ein völlig isoliertes Leben führen. Damit ein Messie zur Normalität zurückfindet, bedarf es therapeutischer Unterstützung. Ziel muss in erster Linie das Wiedererlangen der eigenen Würde sein.
Gibt es verschiedene Arten von Messies?
Unter dem Begriff „Messie“ stellen sich die meisten Außenstehenden zunächst einmal einen Menschen vor, der vor allen die alltäglichen Dinge sammelt und in seiner Wohnung bzw. seinem Haus sammelt und hortet. Doch es gibt auch noch verschiedene Unterarten von Messies – beispielsweise Menschen, die nur technische Dinge, Autos, Motorräder usw. sowie Teile dafür sammeln und horten.
Eine ganz besondere Art des Messies sind Menschen, die das sogenannte Animal Hoarding betreiben – das krankhafte „Sammeln“ von Tieren. Hier geht es also nicht um „tote“ Gegenstände, sondern um lebende Tiere wie Hunde, Katzen, Vögel, Nager etc.
Die Haltung von immer mehr Tieren wächst früher oder später jedem Animal Hoarder über den Kopf. Eine ordentliche Pflege ist nicht mehr gewährleistet, sodass sich die Wohnung mit den Exkrementen der Tiere füllt, was einen fürchterlichen Gestank entstehen lässt.
Tierhortung wird gemeinhin aus Mitleid betrieben, denn es handelt sich häufig um Tiere, die eingeschläfert werden sollten. Fast immer sind es die Nachbarn, die wegen der Geruchsbelästigung einschreiten.
Wie kann man einem Messie helfen?
Oftmals werden Menschen mit Messie-Syndrom vorschnell abgeurteilt und als asozial oder senil bezeichnet. Es fehlt vielen Menschen schlichtweg das Verständnis für diese ernstzunehmende Krankheit. Dies sollte sich ändern. Es ist gar nicht so schwer, Betroffenen zu helfen – z. B. auf folgenden Wegen:
- Zeigen Sie Verständnis für die Gefühle und Gedanken der Person. Es ist wichtig, dass sie sich nicht verurteilt oder alleine gelassen fühlt.
- Das Messie-Syndrom erfordert in der Regel professionelle Unterstützung. Psychologen, Psychiater oder Therapeuten, die auf Zwangsstörungen spezialisiert sind, helfen sowohl bei der Diagnose als auch hinsichtlich einer Behandlung.
- Eine Veränderung ist schwierig und erfordert Zeit. Drängen Sie die Person nicht, Dinge wegzuwerfen oder aufzuräumen, sondern unterstützen Sie sie dabei, kleine Schritte in die richtige Richtung zu unternehmen.
- Wenn die Person bereit ist, Hilfe anzunehmen, können Sie bei der Organisation und z. B. beim Messie Wohnung entrümpeln behilflich sein. Wichtig ist dabei, alles in kleinen Schritten zu tun, um die Person nicht zu überfordern.
- In schweren Fällen sollte ein Arzt Medikamente verschreiben, um Symptome wie Angst oder Depression zu behandeln, die oft mit dem Messie-Syndrom einhergehen.
- Selbsthilfegruppen sind eine wertvolle Möglichkeit, um Erfahrungen auszutauschen und Unterstützung von anderen Menschen in ähnlichen Situationen zu erhalten.
Fazit
Messies sind keineswegs nur asoziale Chaoten, die ihr Leben nicht im Griff haben. Es handelt sich dabei um eine komplexe Erkrankung, für deren Heilung keine einfache Lösung existiert. Professionelle Hilfe ist daher unerlässlich, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Zeigen Sie Geduld, Mitgefühl und Unterstützung, um der betroffenen Person bei ihrem Heilungsprozess zu helfen.