Abschied nehmen & Trauer verarbeiten

Zeit, Abschied zu nehmen von einem geliebten Menschen. Foto: LightFieldStudios via Envato
Zeit, Abschied zu nehmen von einem geliebten Menschen. Foto: LightFieldStudios via Envato

Fit, in Würde und in Gesundheit alt zu werden und den Lebensabend zu genießen ist der Traum eines jeden von uns. Die aktuelle Lebenserwartung der Menschen in Deutschland ist auch nach der Corona Pandemie noch immer vergleichsweise hoch – ein durchaus erfreulicher Aspekt.

Doch leider gehört es nun einmal zur Natur des Menschen, dass wir sterblich sind. Auf dem Weg ins Alter und vor allem dann im Laufe unseres Lebensabends erleben wir immer wieder Situationen, in denen wir geliebte Menschen und Freunde auf ihrem letzten Weg begleiten müssen. Auch wenn ein langes Leben auf der einen Seite ein Segen sein mag – zu erleben, wie Freunde und Familienangehörige versterben, ist alles andere als angenehm.

Trauer und Sehnsucht – vielleicht sogar Gefühle der Wertlosigkeit und Anflüge von Depressionen können da normale Reaktionen sein. Wir von graue-Stars.de haben uns näher mit den Themen Trauer und Abschied beschäftigt und zeigen in der Folge, was in solch schwierigen Situationen helfen kann.

Die vier Phasen der Trauer

In der Psychologie kennt man vier Phasen der Trauer. Es gibt tatsächlich eine ganze Reihe von Modellen, die den Ablauf von Trauer beschreiben und skizzieren sollen – das Vier-Phasen-Modell nach der Psychologin Verena Kast gilt allerdings als eines der besten und einfachsten. Danach durchlebt jeder Mensch in Trauer nacheinander vier Phasen, in denen er sich nach und nach mit der Trauer beschäftigen muss.

Die einzelnen Phasen gehen teilweise ineinander über. Dazu kommt, dass jeder Mensch in jeder Phase unterschiedlich lange verweilt und ebenso unterschiedlich mit den einzelnen Phasen umgeht. Wichtig ist allerdings, dass jede einzelne Phase durchlaufen wird. Andernfalls verdrängen wir wichtige Facetten unserer Trauer und stauen damit im Unterbewusstsein ungesunde Gefühle auf.

Das Nicht-Wahrhaben-Wollen

In der ersten Phase reagieren wir schockiert. Verzweiflung, Hilf- und Ratlosigkeit sind die alles andere überwiegende Gefühle. Wir können und wollen in diesem Moment nicht glauben, dass ein geliebter Mensch von uns gegangen ist – auch dann nicht, wenn der Tod eigentlich wenig überraschend kam. Die körperlichen Reaktionen können höchst unterschiedlich sein. Von Pulsrasen über Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen bis hin zu motorischer Unruhe ist hier vieles möglich.

Die erste Phase kann einige Stunden oder aber einen Zeitraum von mehreren Wochen einnehmen. Gerade wenn die Phase länger andauert, kann es noch immer zu „Gesprächen“ mit dem Verstorbenen kommen – man weiß, dass diese Person nicht mehr da ist, aber man hat es trotzdem noch nicht so richtig realisiert.

Aufbrechende Emotionen

Die zweite Phase ist von starken Emotionswallungen geprägt. Hier können

  • Leid
  • Wut
  • Zorn
  • Freude
  • Traurigkeit
  • Angst

oder andere starke Gefühle auftreten. Manchmal in schnellem Wechsel und scheinbar ohne echten Grund. Dabei sind diese Gefühle nicht immer rational – bis hin zu einer starken Wut auf die verstorbene Person, die den Hinterbliebenen „zurückgelassen“ hat.

Diese Gefühle können in der Folge wiederum Schuldgefühle hervorrufen. Keines dieser Gefühle sollte unterdrückt werden – andernfalls können sie zu langanhaltenden Depressionen und Schwermut führen.

Suchen und Sich-Trennen

In der dritten Phase suchen wir nach Vertrautem, nach Erinnerungen, die erhaltenswert sind und natürlich nach einem Sinn. Letzteres finden wir nur sehr selten – doch gerade Erinnerungen können wir in dieser Phase in vielen Dingen finden. Im Gespräch mit Freunden und Verwandten, im Verweilen über einem alten Foto oder im Sehen alter Videos. So können wir Teile der Beziehung zu der verstorbenen Person retten und sie als wertvolle Facetten unseres eigenen Lebens bewahren.

In dieser Phase kommt irgendwann der Punkt, an dem die trauernde Person entscheidet, wieder ins Leben zurückkehren und selbst weiterleben zu wollen. Es wird akzeptiert, dass dieser schwere Verlust da ist und dass hier ein großes Loch im eigenen Leben bleibt.

Es wird auch nicht versucht, dieses Loch zwanghaft zu schließen – es wird einfach verstanden, dass man selbst auch mit diesem Loch im Leben weiterleben muss und noch viele Möglichkeiten haben wird, dieses Loch nach und nach kleiner werden zu lassen.

Gerade in dieser Phase zwischen Suchen und Sich-Trennen kann es zu besonders dunklen und depressiven Momenten bis hin zu suizidären Gedanken kommen. Umso wichtiger ist es gerade in dieser Phase auch Unterstützung bei der anstehenden Neuorientierung zu erleben.

Neuer Selbst- und Weltbezug

Erst jetzt kehren langsam innere Ruhe und Frieden ein. Der Tote hat seinen Platz in der eigenen Erinnerung gefunden und man erkennt, dass das Leben weitergehen darf. Das man sich keine Vorwürfe dafür machen muss, „überlebt“ zu haben.

Innerhalb dieser vier Phasen kann sich die Einstellung zum Leben zur Gänze verändern – es kann sein, dass auch nach dem Durchlaufen dieser vier Phasen noch sehr lange ein Gefühl der Schwermut und der leisen Trauer verbleibt. Doch jetzt kann man auch wieder in Freude an die verstorbene Person denken und kann akzeptieren, dass sie auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil des eigenen Lebens bleibt – wenn auch „nur noch“ in der eigenen Erinnerung.

Abschied nehmen braucht Zeit

Es ist niemals eine eigene Entscheidung – zum Abschied nehmen werden wir in diesem Leben alle eines Tages gezwungen. Denn niemand kann ewig leben. Eine Gewissheit, die schon unsere Eltern bei unserer Geburt begleitet hat. Sie wussten schon damals, dass wir uns irgendwann von ihnen verabschieden müssen.

Wichtig ist, dass man sich für diesen schweren Schritt die notwendige Zeit nimmt. Ärzte sprechen in einer solchen Phase nicht selten davon, dass sich die gleichen Symptome wie bei einem posttraumatischen Belastungssyndrom (PTBS) einstellen. Ähnlich wie bei einer PTBS-Erkrankung brauchen auch Menschen in Trauer Zeit, um diese Trauer zu erleben und durchleben. Nur dann können sie wirklich gesund und ohne bleibende Schäden aus dieser schwierigen Zeit hervorgehen.

Was hilft beim Abschied nehmen

Eine Hilfe beim Abschied nehmen ist sicherlich der Tag der Beerdigung. Diesen bewusst zu erleben kann einen wichtigen Schritt im Trauerprozess bedeuten. In der Zeit des Suchens und Sich-Trennens könne grade Bilder der verstorbenen Person eine große Hilfe sein. Wer beispielsweise Sterbebilder als Karte von Herstellern wie meine-Kartenmanufaktur.de für die Trauerfeier produzieren lässt, beschäftigt sich vorher mit vielen Bildern des verstorbenen Menschen. Das kann eine Hilfe dabei sein, die eigene Erinnerung zu schärfen und sich auf die schönen Momente des gemeinsamen Lebens zu fokussieren.

Abschied & Erinnern

Wer die vier Phasen der Trauer durchlebt hat, der weiß am Ende, dass Abschiednehmen nicht gleichbedeutend mit „vergessen“ ist. Nur wer es schafft, sich ohne Groll und Wut zu erinnern, dem ist das Abschiednehmen wirklich gelungen. Dabei ist gerade das so wichtig, wenn man die eigene Trauer mit den Wochen, Monaten und Jahren gut verarbeite möchte.

Fazit

Einen geliebten Menschen zu verlieren ist immer schwierig. Abschied nehmen wird niemals leichter – in keinem Alter und egal, wie viele Menschen wir im Laufe unseres Lebens schon gehen lassen mussten.

Wichtig ist dabei stets, sich die Zeit zu nehmen, die Trauer zu erleben und die notwendigen vier Phasen der Trauer zu durchlaufen. Wer versucht, „stark“ zu sein und die Trauer zu unterdrücken, kann dadurch bei sich selbst eine Menge seelischen Schaden anrichten.

Freunde und Vertraute, die einen in dieser Zeit begleiten, sind viel wert. Aber auch Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse, Bilder und Videos. Sie können dabei helfen, der Trauer nach und nach den richtigen Platz einzuräumen und die Erinnerung wieder mehr in den Vordergrund treten zu lassen.