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Es ist Teil der Kultur in Deutschland, dass junge Erwachsene irgendwann das Elternhaus verlassen und ihr eigenes Leben aufbauen. Daher ist es eher unüblich, dass Erwachsene bis ins hohe Alter bei ihren Eltern wohnen – im Gegensatz zu anderen Ländern, wo dies häufiger vorkommt.
Zu großen Problemen kann es kommen, wenn die eigenen Eltern pflegebedürftig werden. Wenn nur ein Elternteil Pflege benötigt, kann der Lebenspartner oder die Lebenspartnerin eventuell die Pflege übernehmen. Aber was passiert, wenn es keinen Lebenspartner oder keine Lebenspartnerin gibt? Meist fühlen sich dann die Kinder verpflichtet, ihre Eltern zu pflegen. Doch das ist gar nicht so einfach, wie es sich zunächst anhört.
In diesem Artikel möchten wir untersuchen, was es für erwachsene Kinder tatsächlich bedeutet, wenn ihre Eltern pflegebedürftig werden. Dabei konzentrieren wir uns auf praktische Aspekte und nicht auf finanzielle Fragen. Letztere sind zu individuell, als dass hier allgemeingültige Tipps gegeben werden könnten.
Wie kann ich erkennen, ob meine Eltern pflegebedürftig sind?
Laut PuG – Pflege und Gesundheit kann es schwierig sein, die Pflegebedürftigkeit der eigenen Eltern zu erkennen, insbesondere wenn sie noch in einer Partnerschaft leben und der gesunde Partner oder die gesunde Partnerin viele der Aufgaben für den anderen übernimmt.
Als Kind von Eltern im Seniorenalter ist es daher wichtig, regelmäßig nach dem Befinden der Eltern zu fragen und idealerweise persönlich vorbeizuschauen. Einige Veränderungen können auch aus der Ferne auffallen – zum Beispiel bei Videotelefonaten. Wenn Sie bemerken, dass Ihre Eltern zunehmend vergesslicher werden, Schwierigkeiten haben, sich auszudrücken, weniger auf ihr Äußeres achten, Gewicht verlieren, vermehrt Unfälle haben, einseitig essen, langsamer werden oder soziale Aktivitäten vermeiden, sollten Sie genauer nachfragen.
Es ist gemäß PuG Pflegepraxis zudem wichtig zu beachten, dass viele Eltern Sorge haben, ihren Kindern zur Last zu fallen und daher versuchen könnten, ihre Pflegebedürftigkeit zu verbergen. In solchen Fällen müssen Kinder und Angehörige gut zuhören und ein gewisses Fingerspitzengefühl aufbringen, um die Anzeichen einer Pflegebedürftigkeit zu erkennen.
Wenn Sie beispielsweise bemerken, dass die Nachbarn Ihrer Eltern plötzlich mehr als üblich mit dem Hund Gassi gehen, beim Einkaufen oder mit der Post helfen, das Auto nicht mehr benutzt wird oder vermehrt Arzttermine anstehen, sollten Sie genauer nachfragen, um die Hintergründe zu klären.
Was tun, wenn die Eltern zum Pflegefall werden?
Wenn die Eltern pflegebedürftig werden, gibt es für Angehörige finanzielle und praktische Unterstützungsmöglichkeiten. In Deutschland ist sichergestellt, dass auch pflegebedürftige Menschen mit begrenzten finanziellen Mitteln die notwendige Pflege erhalten. Der erste Schritt bei einer Pflegebedürftigkeit besteht darin, den Pflegegrad des betroffenen Elternteils festzustellen. Die finanziellen und praktischen Leistungen, auf die der Elternteil Anspruch hat, hängen von seinem Pflegegrad ab. Die Pflegegrade reichen von Pflegegrad 1 bis Pflegegrad 5. Je höher der Pflegebedarf und die Einschränkungen sind, desto höher sind der Pflegegrad und die finanzielle Unterstützung.
Als nächster Schritt sollten Sie die gesetzliche Krankenkasse Ihres Elternteils kontaktieren, um weitere Informationen zu erhalten. Wenn Ihr Elternteil privat versichert ist, sollten Sie die private Pflegeversicherung kontaktieren. Beide Versicherungen können Ihnen Informationen zu weiteren Schritten und Antworten auf viele Fragen geben.
Wenn dringende Anschaffungen oder Maßnahmen vor der Feststellung des Pflegegrades erforderlich sind, können Ihnen die Mitarbeiter der Pflegeversicherung Auskunft darüber geben, ob eine Erstattung möglich ist.
Tipps zur Organisation des Lebens mit pflegebedürftigen Eltern
Es empfiehlt sich, die zukünftige Gestaltung des Alltags eines pflegebedürftigen Elternteils gemeinsam mit allen Beteiligten in einer ruhigen Umgebung zu besprechen. Wenn der gesunde Partner oder die gesunde Partnerin des pflegebedürftigen Elternteils viele Pflegeaufgaben allein oder mit Hilfe eines ambulanten Pflegedienstes bewältigen kann, ist dies eine gute Lösung. Wenn der oder die Betroffene jedoch bettlägerig ist, können viele ältere Partner schnell überfordert sein.
Für alleinstehende Pflegebedürftige ist eine umfassende Einschätzung der Lebenssituation, des Pflegebedarfs und sämtlicher Risiken notwendig, um eine Regelung der Pflegemaßnahmen sowie aller alltäglichen Bedürfnisse zu treffen. Eine genaue Einschätzung des benötigten Pflege- und Hilfsbedarfs kann durch eine vorübergehende Betreuung durch das Kind des Betroffenen erfolgen. Arbeitnehmer haben in solchen akuten Pflegebedarfsfällen naher Angehöriger das Recht auf eine Freistellung von der Arbeit für bis zu zehn Tage, um die Pflege zu organisieren.
Eine Pflegeberatung durch einen erfahrenen Pflegeberater, z. B. vom PuG Projekt, ist bereits ab Pflegegrad 1 kostenlos möglich, und es werden Pflegeoptionen am Wohnort der Eltern besprochen. In vielen Fällen ist eine Unterbringung im Pflegeheim von Mutter und Vater nicht notwendig, was allerdings von den verbleibenden Fähigkeiten abhängt.
Beachten Sie, dass die meisten Pflegebedürftigen so lange wie möglich in ihrer vertrauten Umgebung bleiben möchten. Die Kosten für eine Unterbringung im Pflegeheim sind vergleichsweise hoch und es ist eine unbeliebte Wohnform. Daher empfiehlt es sich, die Pflegeberatung in Anspruch zu nehmen, um unnötige Kosten zu vermeiden und die bestmögliche Lösung für die Betroffenen zu finden.
Fazit und abschließender Tipp
Es gibt verschiedene Anlaufstellen für Kinder pflegebedürftiger Eltern, z. B. den Hausarzt, die Krankenkasse, den Pflegestützpunkt und das Seniorenbüro. Der Austausch mit anderen Familien in ähnlicher Situation kann ebenfalls hilfreich sein. Wenn es Geschwister gibt, die sich ebenfalls um die Eltern sorgen, sollten sie sich gut absprechen, um gemeinsam die beste Lösung für die Eltern zu finden.